Schlingensief – In das Schweigen hineinschreien

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Autor, Regisseur, Provakateur… keiner rüttelte so stark am Status Quo ...
 
... wie Christoph Schlingensief.
 
Ein Leben für die Kunst
 
Wem der Name „Christoph Schlingensief“ nichts sagt, muss diesen Film sehen. Das ist keine Werbung für diesen wunderbaren Debüt-Film von Bettina Böhler, sondern eine allgemeine Wissenslücke. Von daher kann dieser Film nicht im herkömmlichen Sinne bewertet werden, sondern er ist vielmehr ein Zeitzeuge, ein wichtiges Stück Kunstgeschichte als nur ein unterhaltsamer oder anregender Streifen für den Samstagabend mit Freunden.
 
Doch kann man natürlich Worte über die Machart des Films verlieren. Gute Worte – denn die filigrane Arbeit, sich durch die Flut an Medienberichten, Interviews, Portraits sowie Schlingensiefs eigenem Fundus an privaten und professionellen Filmaufnahmen durchzukämpfen, NICHT wahnsinnig zu werden und am Ende einen grandiosen Film, der all diese Elemente gekonnt miteinander verwebt zu erstellen, ist eine große Leistung an sich.
 
Dem Lebenswandel und Portfolio von Christoph Schlingensief ein Denkmal zu setzen eine noch größere…
 
Das deutsche Kettensägenmassaker
 
Schlingensief war Trendsetter – auch wenn das nie seine Absicht war. Über der gesamten deutschen Medienlandschaft von Heute hängt der Freigeist des exzentrischen Künstlers. Ob Kino, TV, Theater oder allgemein in der Kunst, der Einfluss Schlingensiefs lässt sich nicht von der Hand weisen. Um so wichtiger, dass dieser Film gemacht wurde, denn Schlingensief ist mehr als nur eine Randnotiz – eher einer der wichtigsten Kulturgüter des Landes.
 
 
Und mit “Schlingensief – In das Schweigen hineinschreien“ setzt Regisseurin Bettina Böhler genau diesem Kulturgut ein würdiges nationales Denkmal, dass es so dringend braucht. Ein Reminder für Menschen im entsprechenden Alter, die den Aktionskünstler noch live miterlebt haben und ein wichtiges Dokument für zukünftige Generationen.
 
Daher ist es auch wichtiger Film, ein inspirierender Film über Mut, Wille und die eigene Meinung. Denn selten konnte ein Künstler so sehr die Grenzen zwischen Kunst und Humanismus so sehr verschwimmen lassen wie der gute Christoph. Rest in Peace, Herr Schlingensief!
 
 
Fazit
 
Eindrucksvoll, provozierend, motivierend – in Ton und Bild gibt uns Bettina Böhler einen Überblick über den schier unendlichen kreativen und sozial engagierten Wahnsinn eines (meiner Meinung nach) sehr unterschätzten und wenig gewürdigten Menschen hierzulande.
 
Schlingensief war Superstar – vor allem in den Herzen und Köpfen. Dieser Film zeigt die ganze Bandbreite seines Schaffens – vor, hinter und auf der Bühne des Lebens. Mein Tipp des Jahres für Jedermann – definitiv einen Kinobesuch wert. Weitersagen!
 
 
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Weitere Informationen

  • Autor/in: Allan F
  • Regisseur: Bettina Böhler
  • Drehbuch: Bettina Böhler
  • Besetzung: Christoph Schlingensief, Margit Carstensen