FCK 2020

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SCOOTER sind Kult! Als die Band 1993 im Höhepunkt der Technoszene ...
 
... mit ihrem Song HYPER HYPER in das Bewusstsein der Öffentlichkeit drang, hat wohl niemand geahnt, welchen Einfluss diese Band auf die Szene bis heute haben wird. Grund genug für Regisseurin Cordula Kablitz-Post dessen Frontmann H.P. Baxxter und seine Bandkollegen zwei Jahre zu begleiten. Allerdings ausgerechnet während der Corona - Krise!
 
Wer ist eigentlich H.P. Baxxter?
 
Und dabei erfahren wir zunächst sehr viel über den Menschen H.P. Baxxter. Sein Leben, seine Bandprojekte vor SCOOTER, seine sehr emotionale, geerdete Seite, aber auch seine Marotten. Einblicke, die weit entfernt von dem sind, was wir von dessen Bühnenpräsenz kennen und vermuten. Die Dokumentation verrät uns aber auch einiges über Baxxters Werdegang, sowie seine Persönlichkeitsfindung. Erzählt in heimeliger Atmosphäre von ihm selbst, seiner Mutter, sowie Schwester anhand von Fotos aus der guten „alten“ Zeit.
 
Dabei bleibt beim Zuschauer ganz besonders sein damaliger Kleidungsstil, seine Frisuren und seine frühe Affinität zum Make-Up hängen, die in seiner pre-Techno-Ära an dessen Vorbilder Robert Smith von THE CURE, Dave Gahan von DEPECHE MODE und Ritchie Blackmore von DEEP PURPLE angelehnt waren. Außerdem verraten uns die Protagonisten, wie das alles schließlich in seine erste eigene Popband CELEBRATE THE NUN gemündet ist.
 
Und wer sich immer schon gefragt hat, warum Hans Peter Geerdes so heisst, der bekommt auch darauf eine Antwort: Die Abkürzung H. P. in Baxxters Künstlernamen stammt nach eigenen Angaben von einem Chemielehrer seines ehemaligen Gymnasiums, der ihn in Anlehnung an J. R. Ewing aus der Fernsehserie Dallas so genannt hat.
 
Visualisiert in ruhigen Bildern ohne Hektik, so ähnlich wie, da vom NDR produziert, bei den ARD – Dokureihen 43 Grad oder Lebenslinien. Das dramaturgische Tempo der Doku wurde dabei ganz auf die ruhige Erzählweise von Frontmann H.P. Baxxter angepasst. Das ist aber keinesfalls als negativ anzusehen. Denn dieses Qualitätsmerkmal erzeugt eine emotionale Nähe zu der Persönlichkeit hinter  der glatte Fassade des SCOOTER-Frontmanns, welche die Zuschauer:innen garantiert nicht erwarten.
 
 
Für Regisseurin Cordula Kablitz-Post war dabei vor allem, ganz nach öffentlich rechtlichen Grundsätzen, der Inhaltliche Aspekt der O-Töne sehr wichtig. Außerdem sind diese perfekt ohne Längen montiert, sowie auf das Wesentliche reduziert.
 
Vom Pop zum Techno
 
Im weiteren Verlauf der Doku dürfen wir schließlich erfahren, wie H.P. Baxxer seine Bandkollegen gefunden und das alles schließlich zu SCOOTER geführt hat. Besonders gut kommt hierbei die Aufbruchsstimmung rüber, die zu der damaligen Zeit in der Technoszene vorherrschte. Und von der sich H.P. Baxxter hat mitreißen lassen. Diese biografischen Elemente dominieren etwa die ersten 45 Minuten von FCK 2020.
 
Anschließend driftet Cordula Kablitz-Post´s Werk allerdings in einen Konzertfilm über. Nur leider immer nach derselben Routine. Backstage vor den Konzerten, Konzert, Backstage nach den Konzerten. Mit einem rastlosen, getriebenen, perfektionistischem H.P. Baxxter im Fokus. Die vielen gut inszenierten Mitschnitte von Liveauftritten werden die Herzen der Fans aber dennoch höherschlagen lassen. Vor allem die Aufnahmen im Autokino in Ingolstadt reissen garantiert jeden Kinobesucher aus den Sitzen!
 
 
FCK 2020?
 
Aber warum heißt die Dokumentation eigentlich FCK 2020? Nun, eben deshalb, weil Cordula Kablitz-Post die Zeit während Corona genutzt hat, um die Band zu begleiten. Und um dabei sowohl deren Zukunftsängste, den Druck vor und während der wenigen Auftritte als spannungsgebende, emotionale Elemente für ihren Film zu nutzen, sowie für die Nachwelt einzufangen.
 
Die Zuschauer erleben in dieser Phase der Formation einen sichtlich angespannten H.P. Baxxter. Der es als Frontmann der Band nicht leicht hatte. Und werden deshalb Zeuge von so mancher Eskalation vor und nach Konzerten. Aber dürfen sich auch auf fantastische Bühnenauftritte freuen, die verdeutlichen, dass sich SCOOTER so schnell nicht unterkriegen lässt.
 
 
Fazit
 
SCOOTER und H.P. Baxxter waren, sind und bleiben ein Phänomen. Deshalb sollte sich jeder Fan, aber auch alle, die bislang die Techno-Formation nur durch deren Kultsong HYPER HYPER kennen, diesen sehr intimen Einblick in deren harten Konzertalltag und die Persönlichkeiten dahinter nicht entgehen lassen. Denn diese Band hat nicht nur Musikgeschichte geschrieben, sondern ist auch von der Besetzung einzigartig.
 
 
Und in folgenden Kinos ist FCK 2020 ab dem 12. Januar 2023 zu sehen:
 
 
 
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Weitere Informationen

  • Autor/in: Max Wrede
  • Regisseur: Cordula Kablitz-Post
  • Drehbuch: Cordula Kablitz-Post
  • Besetzung: H.P. Baxxter & SCOOTER